Unser Konzept
Schon zu Hobbybrauer-Zeiten stellten wir uns die Frage, welche Art von Bier wir herstellen wollten. Handwerklich? Das war klar. Unfiltriert? Definitiv! Öko? Da waren wir uns sofort einig!
Dazu kam, dass wir ein Unternehmen gründen wollten, das nicht nur die regionale Bierkultur bereichert. Wir wollen gezielt lokale Wertschöpfung fördern und regionale Wertschöpfungsketten etablieren.
Die Zutaten für ein gutes Bier - Wasser, Malz, Hopfen und Hefe
Unsere Rohstoffe - Öko und aus Bayern
Mit diesen Kriterien machten wir uns auf die Suche. Ich hatte das Glück, dass ich meine Masterarbeit im Studiengang Umweltethik im Fach Ressourcenstrategie schreiben durfte. Noch mehr Glück war, dass mein Betreuer sich mit dem Thema Bier ebenso leidenschaftlich beschäftigte wie ich. So musste ich ihn nicht überzeugen und schrieb meine Arbeit über unsere eigene Brauerei. Ich entwickelte eine Nachhaltigkeitsstrategie, die sich vor allem mit der Rohstoffbeschaffung, Regionalität und Energie befasste.
Deutsche Landwirtschaft DE-ÖKO-006
Die Rohstoffe - Malz
Malz ist nach Wasser der Hauptbestandteil unserer Biere. Es legt die Basis und bestimmt maßgeblich Farbe, Körper, Geschmack und Alkoholgehalt. Wir verwenden zu großen Teilen Gerstenmalz. Die Malze beziehen wir zu 85% aus Memmingen von der Mälzerei Bilgram, die regionale Öko-Gerste zu den Standard-Malzen: Hell, Münchner und Wiener verarbeitet. Außerdem mälzt Bilgram auch das Weizenmalz aus Öko-Weizen für unsere leckeren Weißbierspezialitäten.
Distanz zur Brauerei: 60 km Luftlinie.
Malz aus Memmingen für eine Brauerei in Augsburg? Wie passt das zusammen? Nun ja, es war nicht einfach, überhaupt eine regionale Mälzerei zu finden, die Öko-Malz herstellt. Im Umkreis von 50 km rund um Augsburg gibt es zwar eine Hand voll Mälzereien. Diese verarbeiten aber kein biozertifiziertes Getreide.
Die umwelt- und klimatechnischen sowie gesundheitliche Vorteile des ökologischen Landbaus überwiegen in unserem Fall dennoch deutlich. Weniger CO2, Erhalt von Böden und Biodiversität.
Das Thema CO2
Klar entstehen auch durch den Transport aus dem 60 km (Luftlinie) entfernten Memmingen ungewünschte Emissionen, diese machen aber nur rund 15-20 % der Gesamtemissionen auf dem Weg vom Saatgut bis zur Anlieferung in der Brauerei aus. Viel schwerer wiegen die Emissionen, die durch die Produktion von Dünger, Pestiziden und Fungiziden im konventionellen Landbau verursacht werden. Diese vermeiden wir durch die konsequente bio-Zertifizierung gezielt.
Keine Pestizide im Roten Pony
In den vergangenen Jahren ging mehrmals ein Aufschrei durch die Presse: „Glyphosat im deutschen Bier“. Nicht, dass wir uns davon haben in Panik versetzen lassen. Aber das macht natürlich schon etwas klar: Getreide aus konventionellem Anbau ist durch den Einsatz der sogenannten Pflanzenschutzmittel nachweislich belastet. Egal wie klein die nachweisbaren Mengen auch sein mögen. Wir wollen sie nicht in unserem natürlichen Produkt: Stichwort Reinheitsgebot. Der ökologische Landbau versichert uns gegen diese Auswirkungen und er bringt einen weiteren Vorteil mit sich. Die Ackergifte werden häufig durch Wind und teils auch unsachgemäßen Gebrauch in der natürlichen Umwelt verbreitet. So wirken sie sich negativ auf Pflanzen und Insekten aus, die eigentlich gar nicht Ziel der Bekämpfung sind. Auf lange sicht leisten sie dadurch einem Verlust der Biodiversität Vorschub.
Der Ökolandbau schützt Böden
Ökologisch bewirtschaftete Ackerflächen laugen unsere Böden deutlich weniger aus. Vielmehr sind sie meist sogar in der Lage den Humusgehalt und damit die nährstoffreichen Schichten unserer Böden zu erhöhen. Böden sind lebendiger, stabiler gegen Erosion, nährstoffreicher und speichern mehr CO2 und Stickstoff.
Das sind nur einige der prominentesten Gründe für uns auf Getreide aus ökologischem Landbau zu setzen. Für uns gibt es keine Alternative. Doch wir wollen mehr!
Wir wollen mehr
Da traf es sich gut, dass Uli Deuter von der Ökomodellregion Augsburg.Stadt.Land. ein gemeinsames Projekt für kleine Brauereien in der Region Augsburg vorschlug und in die Wege leitete. Das Ziel: regionale und ökologische Gerste für kleine Brauereien in der Region. Und Ul fand schnell zwei Landwirte im Landkreis Augsburg, die sich auf das Experiment einließen. Familie Mögele vom Strausser Hof in Döpshofen und Familie Ellenrieder aus Ustersbach. Im August 2021 wird erstmals geerntet. Dann stammt ein großer Teil unseres Malzes aus einem Umkreis von unter 15 km. Von Partnern, die wir persönlich kennen. Wir freuen uns, dass wir ab Oktober endlich mit guter „heimischer“ Gerste brauen können und sind überzeugt, dass die Biere daraus noch schmackhafter werden.
Lese mehr zum gemeinsamen Projekt "Regionaler Anbau von Bio-Braugerste" im Artikel der Augsburger Allgemeine.
Distanz zur Brauerei: Unter 15 km Luftlinie.
Braugerste bei Döpshofen im Rahmen des Projekts der Ökomodellregion zusammen mit Bauern und Braueren aus der Region Augsburg
Partner des Projekts "Regionaler Anbau von Bio-Braugerste". Von links: Ulrich Deuter, Ayse Celebi, Anton Rittel, Jörg Kudszus, Christian Mögele, Johann Ellenrieder, Jerome Geyer-Klingeberg (Foto von Jörg Kudszus)
Aber: Wir wollen mehr!
Perspektivisch werden wir die Distanz für den Bezug unseres Getreides sogar noch reduzieren können. Denn unser Vermieter Manuel Förg hat seine Landwirtschaft im Nebenerwerb mittlerweile auf ökologischen Landbau umgestellt. Im kommenden Anbaujahr wird er den Versuch wagen und Getreide für uns anbauen.
Distanz zur Brauerei: unter 1 km.
Rohstoffe - Der Hopfen
Der Hopfen ist die Seele des Bieres. Er liefert Aroma und beeinflusst den Geschmack und er trägt dazu bei, dass die Schaumkrone im Bier stabil steht. Was für den Ökolandbau beim Malz gilt, gilt natürlich auch für den Hopfen. Hier war die Suche genauso herausfordernd, wie bei der Mälzerei. Das hat hauptsächlich zwei Gründe: Zum ersten ist Hopfen eine anspruchsvolle Kulturpflanze. Er benötigt lehmige und tiefgründige Böden, eine gute und nahe liegende Wasserführung sowie ausreichende Lichteinstrahlung. Zum anderen ist das größte Anbaugebiet Deutschlands und eines der größten weltweit die Hallertau.
Die Hallertau erstreckt sich rein geographisch zwischen Schrobenhausen, Ingolstadt, Landshut und Regensburg. Verwaltungstechnisch sind aber auch Hopfenbauern an das Anbaugebiet Hallertau angeschlossen, deren Höfe etwas außerhalb der geographischen Erstreckung liegen. Die schiere Größe des Anbaugebietes mit über 16.000 ha und über 800 Betrieben bringt für den Ökolandbau aber auch gleich eine Herausforderung. Denn in der Hallertau reiht sich ein Hopfenfeld an das nächste. Das vereinfacht zwar die Bearbeitung und optimiert die Verfügbarkeit von Infrastruktur, gleichzeitig haben es so aber auch Hopfenschädlinge leichteres Spiel sich zu verbreiten. Ohne die aggressiven chemischen Pflanzenschutzmittel ist es folglich umso schwieriger Hopfen mit gutem Ertrag anzubauen. Doch es gibt immer mehr Höfe, die umstellen und dem „Trend zu bio“ folgen. Das Betreiber-Ehepaar eines solchen Hofes habe ich bei der Recherche für meine Masterarbeit kennengelernt. Familie Friedrich bewirtschaftet den gleichnamigen Biohof seit langem nach Maßgaben des ökologischen Landbaus. Die Friedrichs haben von vorne weg unterstützt, Daten geliefert, beraten und uns köstlichen Bio-Hopfen geliefert. In diesem Jahr bestellen wir schon zum dritten Mal frischen Hopfen nach der Ernte von den Friedrichs!
Distanz zur Brauerei: 150 km Luftlinie.
Rohstoffe - Die Hefe
Regional ist bei uns auch die Hefe. Wir arbeiten mit dem Labor Speckner zusammen. Speckner war bis vor wenigen Jahren direkt in Augsburg ansässig, zog dann aber ins rund 35 km entfernte Pöttmes. Das Labor liefert uns frische und gentechnikfreie Reinzuchthefe mit Herkunftsnachweis. Für unser Pale Ale, das feine Dunkle oder so manches Spezialbier werden die Hefen extra und frisch für unsere Biere aufgezogen.
Distanz zur Brauerei: Unter 40 km Luftlinie.
Bei den Rohstoffen sind wir also schon ganz gut aufgestellt. Doch wir werden weiter daran arbeiten unsere Umweltwirkung niedrig und dabei unsere Wertschöpfung möglichst regional zu halten.
Energie
Das gilt auch beim Thema Energie. Seit Eröffnung betreiben wir all unsere Anlagen mit elektrischer Energie. Diese Energie beziehen wir derzeit aus zertifiziertem Ökostrom. Perspektivisch arbeiten wir daran unsere Anlagen effizienter zu machen und Stück für Stück aus dem Versuchsstadium in eine professionelle und energieeffiziente Brauerei zu verwandeln. Dazu gehört auch die eigene Stromerzeugung über die Dachflächen unseres Standorts. Hierzu arbeiten wir gemeinsam mit unseren Vermietern, der Familie Förg an einem sinnvollen Gesamtkonzept für Hof, Brauerei und Hofladen.
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