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Unsere Geschichte

Aktualisiert: 1. Feb. 2022

Wie wir auf die Idee gekommen sind eine Brauerei zu gründen?


Naja … zunächst … war da viel Bier, Anfangseuphorie im Studium, Zeit, viel Zeit zum Biertrinken, Zeit zum Diskutieren, Zeit zum Fachsimpeln … Paulaner, Franziskaner, Augustiner, Riegele. Die Biere im städtischen Getränkemarkt kannten wir alle. So wirklich gereizt hat uns bald keines davon mehr. Ein Highlight war, wenn jemand an das stets knappe Tegernseer kam. Auf der Suche nach neuen Marken und anderen Geschmäckern fesselten uns immer wieder die schönen Geschichten rund um den Gerstensaft.


Mich, Christopher, reizte die Geschichte des Bieres bald so sehr, dass ich meine Bachelorarbeit zur Kulturgeschichte des Reinheitsgebots verfasste.


Jerome holte sich seine Bierinspiration hingegen auf der anderen Seite unseres Planeten. Er verbrachte ein halbes Jahr in Australien. Wer jetzt denkt: Sengende Hitze, schales Bier, der ist falsch gehopft. Was der Augsburger Down Under erlebte, ließ ihn an seiner stolzen bayerischen Bierherkunft zweifeln. An jeder Ecke frisches Bier, an jeder Ecke eine andere Marke, ein anderer Stil, eine andere Mikrobrauerei. Die Craft-Brewer-Welle hatte Sydney voll erfasst und Jerome ließ sich mitreißen. Im traditionsbewussten Biertrinkerland Bayern, tüftelte ich unterdessen an meiner Bachelorarbeit. Und auch bei mir wuchsen Zweifel. War die Herrlichkeit der deutschen Fernsehbiere nichts als aggressives Marketing? Das Reinheitsgebot seit Jahrhunderten ausgehöhlt - längst nicht mehr zeitgemäß? Alles nur Kalkül riesiger Braukonzerne? Ganz so schlimm kann es nicht sein, dachte ich, schließlich sind wir hier immer noch in Bayern. 1.000 kleine und große Brauer, das Bundesland mit der größten Brauereidichte, Bayerisches Bier, fränkisches Bier, Münchner Bier. Stolz.


Doch wo waren sie, die vielen kleinen Brauereien. An jeder Ecke frisches Bier, an jeder Ecke eine andere Brauerei, an jeder Ecke ein neuer Stil. Bei uns in Augsburg jedenfalls waren sie nicht. Knapp 300.000 Einwohner. Riegele, Thorbräu, Hasen… und dann? Die Zweifel erhärteten sich. Die UNESCO lehnte das Reinheitsgebot als immaterielles Kulturerbe ab und das zum 500. Jubiläum im Jahr 2016. Ein Affront! Ich fand heraus: Die Ablehnung war gerechtfertigt.


So trafen wir uns wieder beim Bier. Beide desillusioniert. Doch die Monate in Down Under und die Monate lange Recherche über Biergeschichte sollten nicht umsonst sein. Wir hatten beide vielmehr Verständnis für das Produkt, die Herstellung, die Rohstoffe und für Bierkultur.



Bierpioniere

Und wir waren nicht allein. Einige neugierige Bierpioniere, die von der Idee genauso begeistert schienen, schlossen sich an. Fatalerweise hatten wir uns beim Zeitaufwand massiv verschätzt. Der erste Produktionstag zog sich bis weit nach Mitternacht. Bier floss in Strömen, der Fokus ging verloren. Das Resultat war katastrophal – da waren sich bald alle einig.


Wirklich alle? Nein! Denn eine Person hält bis heute hartnäckig daran fest, dass unser erster Sud doch der beste gewesen sei.


Der erste Brauversuch im Wohnzimmer (Januar 2016)


Misserfolg und Motivation

Aufwand und Ertrag hielten sich nicht die Waage. Doch der fatale Misserfolg nahm uns nicht die Motivation. Er spornte uns an. Wir optimierten die Anlage. Der Glühweinkocher wich einem Edelstahl-Topf. Die Temperatursteuerung wurde automatisiert. Ein Rührwerk kam hinzu. Ein Läuterbottich, ein weiterer Mostbehälter. Wir waren bei jedem Sudtag disziplinierter, penibler, gewissenhafter.


Die erste eigene Mini-Brauanlage (40 Liter, Eigenbau, 2017)


Erste Erfolge

Bald schon schmeckte das Pale Ale mehr als nur einer Person. Das Weißbier gelang auf Anhieb, genauso das Dunkle Klosterbier. Ab dem 15. Sud standen wir vor ganz neuen Problemen. Kaum war Bier fertig, war es bereits wieder weg. Verschenkt, gespendet, verkostet, getrunken. Was tun? Wir vergrößerten un sere Lagerfläche, nahmen bald ein Zimmer in meiner WG unter Beschlag. Drin stand ein Schwerlastregal. Darauf zwei 300-Liter-Kühltruhen, Fässer, Flaschen, Bierkisten, eine Sackkarre, Töpfe, Malzsäcke. All das Gerümpel schleppten wir regelmäßig über den belebten Augsburger Königsplatz in die Wohnung.


Bierproduktion als Hobbybrauer in der WG von Christopher (2017-2018)



Wie nur decken wir die Nachfrage?

Doch mit jedem technischen Fortschritt, mit jeder Optimierung des Bieres stieg die Nachfrage. Wir rannten immer hinterher. Hatten selbst kaum etwas von unserem Produkt. So kam es, wie es kommen musste. Auch der Platz in der Wohnung reichte nicht mehr aus.


Raumsuche

Wir suchten nach einer Räumlichkeit für unser Hobby und waren schnell gefrustet. Zu klein, zu groß, zu schmutzig, zu teuer zu weit entfernt. Zwischendurch lernten wir den Tüftler Markus kennen. Er wollte uns beim Bau einer Brauanlage helfen. Und schien nur so vor Ideen zu sprühen. Aus zwei umgebauten Milchwannen bauten wir unser Sudhaus. In großen Teilen existiert das noch heute so. Zum Testen mieteten wir uns in einem alten Bürocontainer ein. Nach einem Raum suchten wir irgendwann nicht mehr aktiv.


Entwicklung der eigenen Brauanlage (2019)


Manuel suchte uns

Doch das Schicksal ergab, dass Manuel Förg uns suchte. Er sprach mich auf unser kleines Projekt an und erzählte von seinem Hof in Bergheim. Also sahen wir uns die nächste leere Halle an. Ein alter Schafstall. Platz war da, aber der Umbau schreckte uns ab. Doch Manu blieb hartnäckig. Er zeichnete Pläne, war bei jedem Treffen top vorbereitet, zeigte seine Vision auf: Gerste vom eigenen Acker, Hopfen aus dem eigenen Garten. Da war er wieder, der Hopfen im Garten. Ihm schmeckte unser Bier, er glaubte an unsere Ideen. So überzeugte er uns. Euphorie, Aufbruch.


Dem Aufbruch folgte bald der Stillstand. Die öffentlichen Behörden strapazierten unsere Geduld. Wir warteten 11 Monate auf die Genehmigung der Stadt und okkupierten mit unsere Brauanlage die Autogarage von Manuel und Katharina.


Ausbau des Stadels mit Brauraum und Verkauf in Bergheim (2019 - 2020)


Endlich eröffnet

Im Januar 2020 hatten wir endlich Klarheit. Die Stadt genehmigte uns die Nutzung. Vier Monate lang bauten wir mit unzähligen freiwilligen Helfern um. Am 2. Mai 2020 wurde er dann tatsächlich wahr: Unser Traum von der eigenen kleinen Brauerei.


Eröffnung der Brauerei und des Brauereiverkaufs (Mai 2020)


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